Die Sexualtät dient vor allem der Kommunikation und der Lust
Mehr als neunzig Prozent aller sexuellen Störungen sind laut Georg Pfau psychosomatischer Natur. Dabei spielt sicherlich die tief im Menschen verwurzelte Vorstellung eine Rolle, die Sexualität sei ein bloßes Mittel zum Zwecke der Fortpflanzung. In Wirklichkeit dient der Sex aber viel eher der Kommunikation. Männer und Frauen sollten sich der Sexualität hingeben können, ohne genaue Vorstellungen davon zu haben, was dabei herauskommen wird. Alles ist in Ordnung, alles ist gut. Und dadurch wird das Scheitern ein Ding der Unmöglichkeit. Georg Pfau erklärt: „Das Spiel mit ungewissem Ausgang schafft viel eher die Voraussetzung für prickelnde Erotik als starre Vorgaben.
Leistungsdruck führt zum Burn-out in der Erotik
Leistungsdruck verursacht Stress und ein Gefühl der Überforderung. Er ist der Motor für sexuelle Unzufriedenheit und einem Burn-out in der Erotik. Für Georg Pfau ist er der eigentliche Lustkiller. Stress wird moduliert durch die Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Beide regulieren die Lustzentren nach unten, um Energie zu sparen. Deshalb passen Sexualität und Stresshormone überhaupt insam nicht funktionieren, denn die Sexualität läuft überwiegend im Parasympathikus ab.
Die Sexualität wurde immer wieder verteufelt
Georg Pfau weist darauf hin, dass im Lauf der Geschichte die Sexualität immer wieder dämonisiert, ja in manchen Fällen sogar kriminalisiert worden ist. Anstatt dem Menschen seine Sexualität zu gönnen, wurde sie bestraft und sogar zum Verbrechen erklärt. In der christlichen Lehre wurde die Terminologie der ehelichen Pflicht etabliert, in der die Sexualität zum reinen Selbstzweck verkam, folgend der Aufforderung zur Erhaltung der Art. Die Erkenntnis, dass Sexualität auch der Kommunikation von Liebe dient, lässt laut Georg Pfau keinen Platz für die eheliche Pflicht.
Von Hans Klumbies